• Schreiben Sie uns!
  • Seite empfehlen
  • Druckansicht

Inhalt der Ausgabe 01/2016

Inhalt

Inhaltsverzeichnis/Impressum

Aufsätze

Transkulturalität im Tristan Gottfrieds von Straßburg Verflechtung und Entflechtung als Konzept der Identität.

Individuen mit mehreren kulturellen Herkünften und Verbindungen werden von Wolfgang Welsch unter dem Begriff der Transkulturalität zusammengefasst. Diese Studie appliziert Welschs Konzept der “patchwork-Identität” auf den Protagonisten des Tristan (1210) Gottfrieds von Straßburg. Die detaillierte Nachzeichnung von angeborenen, erworbenen und wandelbaren Elementen in der Figur des Protagonisten und die Darlegung seiner wichtigsten Stationen und Episoden in der Fremde und mit Fremdem, die eine historische räumliche und kulturelle Vernetzung sichtbar macht, veranschaulichen zum einen das Profil einer transkulturellen Identität und ermöglichen zum anderen aber auch im Rahmen historisch-kultureller Zusammenhänge die Analyse von Tristans Verhältnis und Haltung dem Fremden und der Fremde gegenüber.

Versuchungen oder Teufelspakt?
Das Böse in Joseph Roths Die Legende vom heiligen Trinker

Joseph Roths Novelle ‘Die Legende vom heiligen Trinker’ wurde von der Forschung häufig im Kontext einer Heiligenvita gedeutet. An diese Debatte schließt der Aufsatz an, fokussiert jedoch die religiösen Elemente, die im christlichen Glauben dem Bösen zugeordnet werden. So wird bspw. das Geldgeschenk des wohlgekleideten Herrn zunächst als Probe aufgefasst, sich unterschiedlichen Versuchungen zu widersetzen. In diesem Zusammenhang zeigt sich, dass sich der Protagonist im Laufe der Erzählung aller Sieben Todsünden schuldig macht. Dies führt zu der in der Sekundärliteratur wiederholt gestellten Frage, ob das Geldgeschenk als Pakt mit dem Teufel zu deuten sei.

‘A raven for a dove’: Kyd, Shakespeare, and the Authorship of Arden of Faversham’s Quarrel Scene

This article explores Arden of Faversham’s quarrel scene (Scene Eight) in relation to the current primary candidates for the play’s authorship: Shakespeare and Kyd. A selection of the plays of Shakespeare and Kyd first performed during the decades 1580–1600 were tested for unique and shared collocations of words. The operational elements of function-units and function-words in these matches were examined, in the hope of bridging different methodologies such as linguistic/collocation analysis and computational stylistics. In order to differentiate between associative groupings at the forefront of single authors’ memories and verbal details shared between collaborating dramatists, the study further examines word sequences shared between the quarrel scene and the remainder of the play.

The British Reception of Hermann von Pückler-Muskau’s Semilasso Books

Prince Hermann von Pückler-Muskau wrote two travelogues using the pseudonym ‘Semilasso’. Vorletzter Weltgang von Semilasso (1835) describes a journey through Germany and France, while Semilasso in Afrika (1836) follows the traveller to Algeria and the Kingdom of Tunis. The first book was not translated into English and received scant, mainly negative critical attention in Great Britain. The second was anonymously translated by E. W. P. Sinnett and Edward Ryan as Semilasso in Africa and brought out in March 1837 by the prominent London publisher Richard Bentley. The English text is largely faithful to the German and often elegant, though there are minor excisions and errors and some concessions to the tastes of British readers.

Die Morisken im Werk des Cervantes und in Thomas Manns Kommentar Meerfahrt mit Don Quijote

Zwischen 1609 und 1613 wurden aufgrund eines königlichen Edikts Hunderttausende von getauften Mauren aus Spanien vertrieben. Cervantes hatte als einer der Wenigen den Mut, die Moriskenfrage aufzugreifen und ihre ethische Komplexität darzustellen. Die Behandlung eines derart heiklen Themas war ohne rhetorische Kunstgriffe nicht möglich. Im Zweiten Teil des Don Quijote lässt Cervantes den Morisken Ricote auftreten, der sich mit seinem ehemaligen Nachbarn Sancho über die Lage seines Volkes unterhält. Ricote scheint die Vertreibung zuerst zu rechtfertigen, differenziert dann aber zwischen Schuldigen und Unschuldigen und schildert das Leid der Vertriebenen, die nirgends willkommen waren.

Das mythologische Kleingedicht im 14. und 15. Jahrhundert: Konturen einer rinascimentalen Gattung

Ziel des folgenden Beitrags ist es, die Konturen einer wenig erforschten rinascimentalen Gattung zu skizzieren: des mythologischen Kleingedichts. Durch die Geschichte der entsprechenden Gattung in der Antike, d.h. des griechischen und lateinischen Epyllions, und anhand dreier paradigmatischer Texte des italienischen Trecento und Quattrocento (Giovanni Boccaccios Ninfale Fiesolano, Luca Pulcis Driadeo d’amore, Lorenzo de’ Medicis Ambra) werden die Eigenschaften der Gattung ans Licht gebracht: die Metrik, die mythologischen und erotischen – meistens ovidischen – Themen, die Struktur – insbesondere die Strukturmerkmale der Ätiologie und der Binnenerzählung. Die Untersuchung verwandter und in dieser Gattung angedeuteter Gattungen beschließt diesen heuristischen Versuch.

La dimensión política y religiosa del mito de Narciso en Alfonso X y Sor Juana Inés de la Cruz

El presente estudio analiza la reescritura del mito de Narciso en la General Estoria de Alfonso X el Sabio y El divino Narciso de Sor Juana Inés de la Cruz. A pesar de la heterogeneidad de ambos textos, los dos se sirven de un mito pagano para ponerlo al servicio del Cristianismo y de la política de su tiempo. Mientras la reescritura del mito alfonsí demoniza a Narciso, como paradigma de la vanagloria y la soberbia, y ensalza a Eco, la buena fama, Sor Juana, por el contrario, diviniza a Narciso, identificándolo con la figura de Cristo, y demoniza a Eco, como encarnación de la soberbia y del amor propio. La General Estoria se servirá del mito de Narciso para presentar la humildad como virtud del buen rey mientras Sor Juana tratará de conciliar con su Cristo-Narciso no sólo Antigüedad Clásica y Cristianismo sino Viejo y Nuevo Mundo.

Kleinere Beiträge

Das Kreuz an und mit dem Dieb von Brügge

In der Schluss-Episode des mittelniederdeutschen Märe ‘Der Dieb von Brügge’ wird der Protagonist mit einem Kreuzeszeichen markiert und entzieht sich dieser Stigmatisierung durch serielle Wiederholung. Die Szene erzeugt Komik, erschöpft sich aber nicht in ihr. Im folgenden Beitrag wird das Kreuzeszeichen als Symbolisierung der vorhergehenden Handlung interpretiert und gezeigt, wie mit Hilfe des Symbols ein sich in der Gattung Märe häufiger Transfer vollzieht: des Geistlich-Klerikalen in den Bereich des Weltlich-Sexuellen. Dabei sind List und Gegenlist eng aufeinander bezogen und wird die Gegenlist wird potenziert. Als ‘moralisatio’ des für ein adliges Publikum bestimmten ‘Dieb von Brügge’ bietet sich die Aufforderung zur Triebkontrolle, verstanden als Herrschertugend, an.

«Dall’impressionismo proustiano all’iperrealismo»: Intervista a Walter Siti di Claudia Jacobi (Bonn)

Im folgenden Interview stellt Walter Siti seine hyperrealistische Autofiktion vor und beruft sich dabei auf Marcel Proust als Vorbild und Wegbereiter sowie auf den Einfluss Dantes, Pier Paolo Pasolinis und Eugenio Montales.

Besprechungen / Allgemeines

Cornelia Briel: Beschlagnahmt, erpresst, erbeutet. NS-Raubgut, Reichstauschstelle und Preußische Staatsbibliothek zwischen 1933 und 1945.

Die Verf. hat bereits eine Reihe von einschlägigen, unselbständigen Arbeiten zum Thema Reichstauschstelle (RTS) und Preußische Staatsbibliothek (PSB) 1933–1945 vorgelegt und ist somit bestens qualifiziert, eine möglichst umfassende Studie zu ihrem Thema in Angriff zu nehmen. Aus Unmassen von Archivmaterial gelingt es ihr, auf stattlichen 406 Seiten eine lebendige Geschichte zweier zentraler Institutionen des deutschen Bibliothekswesens zu präsentieren, die “in erheblichem Umfang in die Erwerbung und Verteilung von NS-Raubgut involviert” waren.

Ilm-Kakanien. Weimar am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Ed. Franziska Bomski, Hellmut Th. Seemann and Thorsten Valk (Jahrbuch der Klassik Stiftung Weimar).

In the BBC radio series to accompany the British Museum’s recent exhibition, Germany: Memories of a Nation, the Museum’s director, Neil MacGregor, suggests that ‘if Americans are one nation under God, the Germans are one nation under Goethe’. The 2014 Yearbook of the Stiftung Weimarer Klassik tests this claim for Goethe’s Weimar before the First World War. Its comparison of Weimar with Robert Musil’s ‘Kakanien’ not only places the town on the eve of catastrophe, but, most importantly, situates it between myth and reality. Divided into three sections, ‘Weltanschauung und Wissenschaft’, ‘Gesellschaft und Politik’ and ‘Kultur und Kunst’, the volume thus covers a broad spectrum, from Weimar’s place in clashing concepts of nationhood through to its artistic representation and its changing architecture.

Esther Bertschinger-Joos: Frieda Gross und ihre Briefe an Else Jaffé. Ein bewegtes Leben im Umfeld von Anarchismus, Psychoanalyse und Bohème.

What makes this lively though unsystematically – to the point of neglecting the needs of the reader – presented collection of letters so fascinating and in a strange way so instructive for the literary chronicler of the early twentieth century is a direct and seemingly unguarded revelation of souls, female and male alike, haunted, or rather obsessed by psychological, predominantly sexual, relationships. The author of the narrative introducing these documents was a close friend of Otto Gross’s daughter (Verena Schloffer, 1910-2005), fathered by a man (Otto Gross) she never met, but in truth begot by one of the miscellaneous partners of his wife (Frieda Gross, 1876-1950), the painter Ernst Frick (1881-1956).

Hans-Joachim Bieber: SS und Samurai: Deutsch-japanische Kulturbeziehungen 1933-1945 (Monographien, herausgegeben vom Deutschen Institut für Japanstudien, 55).

Until recently the cultural relations between Germany and Japan in the 1930s and 1940s have received much less attention than the political alliance, although the political and military priorities of both countries were too divergent for the Anti-Comintern Pact in 1936 or the Tripartite Pact (including Italy) in 1940 to have much influence on the policies and military strategies of the countries’ leaders. Hans-Joachim Bieber, Professor of modern history at the University of Kassel from 1994 to 2005, has presented the first comprehensive treatment of a relatively neglected subject. The length of the volume suggests that he has aimed for complete coverage of every aspect, and for the German side he may well have come close to achieving this.

Susanne Wanninger: “Herr Hitler, ich erkläre meine Bereitwilligkeit zur Mitarbeit”: Rudolf Buttmann (1885–1947). Politiker und Bibliothekar zwischen bürgerlicher Tradition und Nationalsozialismus (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen, 59).

Susanne Wanningers ungewöhnlich gründliche und hervorragend dokumentierte Augsburger Dissertation zeichnet mit vorzüglicher Objektivität und sympathischem Einfühlungsvermögen die Karriere eines Mannes nach, der sich in einer zuletzt möglicherweise von ihm selbst als unheilvoll erfahrenen Situation als nationalsozialistischer Politiker und überzeugter Bibliothekar vor kaum miteinander zu vereinende Aufgaben und Entscheidungen gestellt sah. Schon während der Arbeit an der volkswirtschaftlichen Promotion (von 1910) trat Buttmann in den Dienst der Königlichen Hof- und Staatsbibliothek München, wo er sich überaus wohl fühlte. Bereits während der Arbeit für die Promotion war er – deutlich beeinflusst von seinem Vater – mit der Politik in nähere Berührung gekommen und betätigte sich bald nach dem Ende des Ersten Weltkriegs als politischer Redner.

Johannes Merkel: Hören, Sehen, Staunen. Kulturgeschichte des mündlichen Erzählens.

Johannes Merkel behandelt das mündliche Erzählen in verschiedenen Epochen und Weltgegenden. Soweit möglich, charakterisiert er die Erzähler, ihre gesellschaftliche Stellung, ihr Publikum; die Orte und die zeitlichen Anlässe ihrer Darbietungen, ihre Vortragsweise (Stimmführung, Gestik), ferner die Themen und strukturellen Merkmale der ‘Texte’.

William Shakespeare: Die lustigen Weiber von Windsor / The Merry Wives of Windsor. Zweisprachige Ausgabe. Übersetzt von Frank Günther. Mit einem Essay von Joachim Frenk (William Shakespeare: Gesamtausgabe, 24).

“Dies ist die Komödie des dicken Ritters Sir John Falstaff.” So beginnt Joachim Frenk sein Essay, das am Ende der zweisprachigen Ausgabe von The Merry Wives of Windsor steht. Frenk widmet sich dem Entstehungshintergrund dieser “englischsten” von Shakespeares Komödien, die vermutlich zum Fest des Hosenbandordens im April 1597 erstmals zur Aufführung gebracht wurde und “zahlreiche Kontexte” aus der Zeit ihrer Entstehung aufgreift. Während Falstaff weitgehend das Zentrum von Frenks Überlegungen bildet, gilt das Interesse des Übersetzers den anderen Charakteren und ihren sprachlichen Eigenheiten.

William Shakespeare: Timon von Athen / Timon of Athens. Zweisprachig. Neu übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Frank Günther. Mit einem Essay und Literaturhinweisen von Markus Marti (William Shakespeare: Gesamtausgabe, 36).

Frank Günther schickt sich an – 2016 wird es aller Voraussicht nach soweit sein – der erste Übersetzer zu werden, der das gesamte Oeuvre Shakespeares ins Deutsche übertragen hat. Die 39-bändige Gesamtausgabe wird in Kürze durch seine Neuübersetzung der Sonette komplettiert. Als Band 36 der Reihe liegt seit einiger Zeit seine Übersetzung von Timon of Athens vor. Die Grundlagen für diese gewohnt präzise Abbildung des Shake speare’schen Originals in Bildsprache, Rhythmus und Vers schuf Günther, einer der profiliertesten Übersetzer englischsprachiger Dramatik ins Deutsche überhaupt, bereits 1983, als er das Stück für die Frankfurter Inszenierung unter der Regie von David Mouchtar-Samorai neu übertrug.

William Shakespeare: Der Kaufmann von Venedig. Aus dem Englischen übersetzt von Maik Hamburger. Nachwort von Ulrike Draesner (Reclam Taschenbuch, 20290).

Unter den Publikationen, die Reclam dem 450. Geburtstag Shakespeares zuordnet, sind – in der Reihe Reclam Taschenbuch – erfreulicherweise drei Übersetzungen Maik Hamburgers: Hamlet (2013), Ein Sommernachtstraum (2013) sowie Der Kaufmann von Venedig (2014). Für die drei gleichermaßen schön gestalteten wie günstigen Bändchen hat Ulrike Draesner kurze Nachworte verfasst, die einen pointierten frischen Blick auf die Standard-Stücke versuchen.

Thomas Kielinger: Winston Churchill. Der späte Held. Eine Biographie [2014].

Winston Churchill (1874–1965) war zwar kein glühender Anhänger der Religion, teilte jedoch auf persönlicher Ebene jene Vorstellungen eines eigenen Auserwähltseins und der Vorbestimmung zu künftiger Größe. So soll Churchill bereits 1891 einem Mitschüler in Harrow über einen Traum berichtet haben: “In der hohen Stellung, die ich einnehmen werde, wird es mir zufallen, die Hauptstadt und das Empire zu retten”. Und über seine Ernennung zum Premierminister im Mai 1940, kurz bevor die französische Kapitulation das Vereinigte Königreich vorübergehend als letzten Hauptgegner Hitler-Deutschlands beließ, schrieb er später: “I felt as if I were walking with destiny, and that all my past life had been but a preparation for this hour and this trial.”

Ottmar Ette: Viellogische Philologie. Die Literaturen der Welt und das Beispiel einer transarealen peruanischen Literatur.

Die Wissenslandschaft der deutschsprachigen Lateinamerikanistik fände zweifellos weitaus weniger Beachtung ohne Ottmar Ettes vielschichtig artikulierte und vielfältig platzierte Interventionen. Dabei sind es nicht allein die theoretisch-methodischen Denkanstöße des Potsdamer Literatur- und Kulturwissenschaftlers, die regelmäßig Aufmerksamkeiten binden. Mindestens ebenso überzeugt und überzeugend liest sich das Plädoyer für eine Literatur, die “mehr ist, als sie ist. Denn in der Literatur geht es nicht um die dargestellte Wirklichkeit, die in ihr entfaltet werden soll, sondern vordringlich um die literarische Darstellung gelebter Wirklichkeit. Mit anderen Worten: In der Literatur geht es ums Ganze. Es geht in ihr um das Leben.”

Frank Lestringant: Die Erfindung des Raums. Kartographie, Fiktion und Alterität in der Literatur der Renaissance. Erfurter Mercator-Vorlesungen. Hg. von Jörg Dünne.

In einer Phase, in der sich die Romanistik zunehmend als Archipelwissenschaft begreift – zum einen, weil die transkulturellen Bezüge innerhalb einer dezentrierten und deterritorialisierten Welt immer mehr ins Zentrum ihres Interesses rücken, und zum anderen, weil die Romanistik aufgrund der geographischen Vielfalt ihres Gegenstandes solche Bezüge in besonderer Weise erhellen kann – besinnt sich Frank Lestringant auf einen möglichen, in der Renaissance liegenden Ursprung dieser archipelagischen Vielfalt zurück. So legt er der Aufzeichnung seiner Erfurter Mercator-Vorlesungen die Metapher von der “Welt als Archipel” zugrunde, die die paradoxalen Eigenschaften der geologischen Inselformation, wie sich in seinen Untersuchungen zeigen wird, enthält.

Besprechungen / Germanisch und Deutsch

Larissa Schuler-Lang: Wildes Erzählen – Erzählen vom Wilden. Parzival, Busant und Wolfdietrich D.

Ein Buch muss sich auch am Titel messen lassen: Larissa Schuler-Lang kündigt mit ihrer Konstanzer Dissertation demnach nicht weniger an, als die wilde gattungsübergreifend für den höfischen Roman (‘Parzival’), die Helden-/Dietrichepik (‘Wolfdietrich D’) und das Märe (‘Busant’) auf discours- (‘Wildes Erzählen’) und histoire-Ebene (‘Erzählen vom Wilden’) untersuchen zu wollen. Freilich, so räumt die Verfasserin gleich zu Beginn ein, kann das Motiv in vollem Umfang nicht in einer Monographie erschlossen werden. Stattdessen beabsichtigt sie, sich der wilde durch close reading und exemplarische Fallanalysen aus verschiedenen Gattungen zu nähern: einerseits eben auf Handlungs- und Figurenebene und andererseits in Form von ‘wilden’ Erzählstrategien.

Ylva Schwinghammer: Das Mittelalter als Faszinosum oder Marginalie? Länder übergreifende Erhebungen, Analysen und Vorschläge zur Weiterentwicklung der Mittelalterdidaktik im muttersprachlichen Deutschunterricht.

Mit dem Ziel einer umfassenden Erhebung befragte Ylva Schwinghammer 2010 und 2011 mittels Online-Fragebogen in Deutschland, Österreich und der Schweiz insgesamt 250 Lehrpersonen und 390 Lehramtsstudierende. Der umfassende Fragebogen (für Lehrpersonen 42 Fragen und für Studierende 33) beinhaltet sowohl offene als auch geschlossene Items, wobei Schwinghammer vorwiegend quantitativ mit nur geringem qualitativem Einschlag operierte. Neben allgemeinen Fragen zur eigenen Berufslaufbahn und zum Schulsystem des jeweiligen Landes wurden Items zur Erfassung der Relevanz und der entweder bereits durchgeführten oder aber zukünftigen unterrichtlichen Umsetzung von mittelalterlicher Literatur und Sprache eingesetzt.

Besprechungen / Englisch und Amerikanisch

American Studies Today: New Research Agendas. Ed. Winfried Fluck, Erik Redling, Sabine Sielke, Hubert Zapf (American Studies – A Monograph Series, 230).

This impressive collection of essays, American Studies Today, is the outcome of a conference of the same title, held at the John F. Kennedy Institute, Berlin, in November 2011. As the editors explain, the book sets out to explore “the state of contemporary American Studies in the light of recent theoretical developments and new research perspectives that are currently emerging in the field.” (p. ix) In view of the volume’s 480 pages, it would be futile to attempt an appraisal of all the articles in a short review. Just naming all 28 contributors (almost all of them eminent German professors of American Studies) and the issues they address would exceed the remit of this review – which will limit itself to characterizing the collection, its scope and emphases, and to furnishing a few noteworthy examples.

New Theories, Models and Methods in Literary and Cultural Studies. Ed. Greta Olson and Ansgar Nünning (WVT-Handbücher zum Literaturwissenschaftlichen Studium, 16).

As stated in the “Preface”, there is a dual focus to this new collection edited by Greta Olson and Ansgar Nünning. On the one hand, the book “aims to offer students as well as other readers compact information about some of the most important and fruitful approaches and methods that have recently emerged in the field of literary and cultural theory” (p. i). The primary criterion for recency is the survival of the alleged ‘death of theory’, a perceived void in theorising about literature and culture after Derrida’s Deconstruction “fell out of favor” (ibid.).

Literatur- und kulturwissenschaftliche Hochschuldidaktik. Konzepte, Methoden, Lehrbeispiele. Ed. Wolfgang Hallet unter Mitarbeit von Judith Hofmann (Gies sen Contributions to the Study of Culture, 10).

“Die Hochschulen und Universitäten haben die Didaktik entdeckt” – so eröffnet Wolfgang Hallet seinen auch auszugsweise auf dem Rückumschlag reproduzierten Aufsatz am Anfang des vorliegenden Sammelbands. Unter dem Titel “Ansätze, Konzepte und Aufgaben einer literatur- und kulturwissenschaftlichen Hochschuldidaktik” und der Überschrift “Bildungstheoretische Grundlegung” diskutiert er den gegenwärtigen Stand der Hochschuldidaktik, welche vor allem mit “allgemeinen Fragen des Lehrens und Lernens, mit der Entwicklung von Methodiken und […] Schlüsselqualifikationen” beschäftigt sei.

Ralph Hanna: Introducing English Medieval Book History: Manuscripts, their Producers and their Readers.

This book presents a series of lectures given by Ralph Hanna “to candidates for the Oxford Masters degree in Medieval English literature, for examination in ‘paleography and textual criticism’” (p. xi). Thus, Introducing English Medieval Book History is not for the beginning palaeography student, certainly, as it assumes a base level of knowledge of at least a semester of study; should you need to brush up, the Introduction helpfully gives the best bibliography for English palaeography and codicology. But all other students of medieval manuscripts – that is, all of us, in that no matter our experience, we always have more to learn – will find the book deeply informative and satisfying.

Makers and Users of Medieval Books. Essays in Honour of A.S.G. Edwards. Ed. Carol M. Meale and Derek Pearsall (Cambridge: Boydell and Brewer, 2014).

A. S. G. Edwards has made great contributions to scholarship both through his own publications and through his work organising and participating in the creation of reference tools. The topics addressed in this collection honouring him reflect the breadth of his interests. The chapters are roughly grouped around different stages of books’ lives, from the composition of texts to the ownership and use of manuscripts and early printed books centuries after their production.

Ruth Lexton: Contested Language in Malory’s Morte Darthur: The Politics of Romance in Fifteenth-Century England (Arthurian and Courtly Cultures).

Megan Leitch: Romancing Treason. The Literature of the Wars of the Roses.

Ruth Lexton’s Contested Language in Malory’s Morte Darthur and Megan Leitch’s Romancing Treason make timely, historicist and notably complementary contributions to the still often-neglected field of mid- to late fifteenth-century literary studies. Lexton focuses on the ‘contested political language’ (p. 1 and passim) used by Malory to create his Arthurian world; she articulates how that vocabulary is shared by writers of fiction and non-fiction negotiating ‘the collective crisis of rule in England in the years c. 1399-1485’ (p. 1) and demonstrates how the Morte functions as ‘an active participant in the tussle over political ideas during the Wars of the Roses’ (p. 1).

Jeremy Lopez: Constructing the Canon of Early Modern Drama.

The format of the Anglophone academic monograph has rarely been as uniform as currently: we are living through a virtual epidemic of five-chaptered books. Their ubiquity likely has origins in the positivism of the doctoral thesis, entrenched by publishers’ love of the previously successful. Many of the best examples wage inner struggles against or for the form. In Constructing the Canon, Jeremy Lopez takes the opportunity afforded by his subject – anthologies of Early Modern non-Shakespearean drama – to explore the possibilities of a more unusual format. His book consists of sixty-one short chapters, organized into two main categories (‘Early Modern Dramatic Forms’; ‘Early Modern Dramatic Canons’).

Shakespeare and the Digital World. Redefining Scholarship and Practice.

Should Shakespeare and the Digital World exist in the first place? The question might be unexpected, but it is fair. After all, the thing we call “Shakespeare” isn’t just something that happened around the turn of the seventeenth century: it’s still happening. Novel interpretations of Shakespeare’s works still find their way into every artistic medium; students and scholars are still fascinated by those works and write about them from contemporary perspectives.

Richard Preiss: Clowning and Authorship in Early Modern Theatre.

At one point in her magnificent (and still under-read) book Hegel contra Sociology, Gillian Rose concisely articulates the problem with Hegel’s interpretation of Hellenic art: ‘He derives the social preconditions for an art-form [...] from instances of that form’. Richard Preiss alleges the same basic circularity against many historians of the Early Modern English clown: ‘When we do theatre history through playbooks, we are looking through an artefact of theatre history, a filter biased toward the values that constructed it – and designed to make that bias undetectable, to naturalize its representation’ (p. 6).

Shakespeare in the EFL Classroom. Ed. Maria Eisenmann and Christiane Lütge (Anglistische Forschungen, 444).

Die 450. Wiederkehr von Shakespeares Geburtstag ist den Herausgeberinnen Maria Eisenmann und Christiane Lütge Anlass, in siebzehn Aufsätzen die Anforderungen an eine zeitgemäße Vermittlung seiner Werke im Unterricht auszuloten. Im ersten Artikel stellt Volkmann nicht ohne Wehmut fest, dass sich seit Ahrens’ Handbuch von 1982 der Akzent an den Schulen von der Textarbeit und dem Blick für ihre poetische Qualität zu einer Frage nach den Methoden verschoben hat.

Michael Cook: Detective Fiction and the Ghost Story. The Haunted Text.

Besprechungen / Romanisch

Mireille Blanchet-Douspis: L’idéologie politique de Marguerite Yourcenar d’après son œuvre romanesque.

Das Werk der 1987 verstorbenen Marguerite Yourcenar erfreut sich insbesondere unter französischen Literaturwissenschaftlern anhaltender Beliebtheit und vermag auch den wissenschaftlichen Nachwuchs zu begeistern, wie Mireille Blanchet-Douspis an - schaulich belegt. 2008 erschien ihre Dissertation L’influence de l’histoire contemporaine dans l’œuvre de Marguerite Yourcenar im Verlag Rodopi, der nun auch ihre Monografie L’idéologie politique de Marguerite Yourcenar d’après son œuvre romanesque veröffentlicht hat.

Carmen Rivero Iglesias (ed.): Visiones y revisiones de «Los gozos y las sombras».

En este número temático de la revista dedicada al estudio de la obra de Gonzalo Torrente Ballester, algunos especialistas internacionales se reúnen para reexaminar las causas de la recepción ambigua de la famosa trilogía realista que describe los dos últimos años de anteguerra en un pueblo ficticio de Galicia: éxito modesto de la primera edición publicada en los años 1957–1962, éxito clamoroso de la adaptación cinematográfica emitida en la TVE, en 1982, con repentina popularidad de un autor que llevaba ya años siguiendo una poética muy diversa, experimental y nada popular.

Daniel Syrovy: Tilting at Tradition. Problems of Genre in the Novels of Miguel de Cervantes and Charles Sorel.

Daniel Syrovy legt eine an der Universität Wien entstandene, gleichwohl kurioserweise und nicht immer zu ihrem unmittelbaren Nutzen auf Englisch verfasste Studie zu zwei aus der Romania kommenden komisch-parodistischen Romanen der Frühen Neuzeit vor: dem Don Quijote von Miguel de Cervantes und dem Berger extravagant von Charles Sorel. Sein vorrangiges Beweisziel ist zu zeigen, dass beide entgegen weit verbreiteter Forschungsmeinung weder eigentlich komisch noch tatsächlich parodistisch sind.

Ibon Zubiaur: Wie man Baske wird. Über die Erfindung einer exotischen Nation.

Es ist ein Glück und ein Privileg, wenn Intellektuelle aus anderen Ländern sich der deutschen Sprache annehmen, um eine stimmliche Brücke zu uns zu bauen, die anders klingt als jede Übersetzung: weil man es bewundert, wenn jemand in einer Fremdsprache eine solche Meisterschaft erlangt, weil man sich freut, dass die deutsche Sprache als Ausdrucksmittel noch geschätzt wird, und das Wichtigste: weil sie unmittelbar zu einem spricht. Ibon Zubiaur schenkt uns dieses Glück. 1971 im baskischen Getxo geboren und aufgewachsen, studierte er in Bilbao, wo er mit einer Arbeit zu Luis Cernuda promovierte, um 2003 als Dozent für spanische Literatur nach Tübingen zu gehen.
DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2016.01
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 1 / 2016
Veröffentlicht: 2016-05-24
 

Jetzt bestellen – für den gesamten Campus.

Archiv

Nutzen Sie unser Archiv und recherchieren Sie in den Inhaltsverzeichnissen, Kurz- und Volltexten seit Ausgabe 1/2003