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Der Dieb und der Fisch. Zu einer Bildbeischrift im Münchener „Tristan“-Codex Cgm 51

Die lateinischen Bildbeischriften, die nachträglich im späten 13. und im 14. Jahrhundert von verschiedenen Händen in die Bildseiten der Münchener „Tristan“-Handschrift Cgm 51 (M) eingetragen wurden, belegen bekanntermaßen den Bildungsgrad ihrer Verfasser und erlauben darüber hinaus Einblicke in deren Rezeption des Textes. Deutlich verbunden sind beide Aspekte in dem Zitat eines (abgewandelten) Verses aus Vergils „Eklogen“ (10,69): omnia vincit amor, sed nos cedamus amori. Er findet sich ein-mal von einer Hand des späten 13. oder eher frühen 14. Jahrhunderts über der Szene im mittleren Register auf fol. 15r, die die Beisetzung der ihrem Liebesschmerz erlegenen Blanscheflur zeigt; ein weiteres Mal wurde er – von einer späteren Hand leicht fehlerhaft geschrieben – links über dem untersten Register auf fol. 67v eingetragen, in dem dargestellt ist, wie Isolde daran gehindert wird, Tristan aus Rache für die Tötung ihres Onkels Morold im Bad zu ermorden. Während im Bild zu sehen ist, wie ihre Mutter das von Isolde bereits zum Schlag erhobene Schwert festhält, lässt die Beischrift erkennen, dass ihr Schreiber eine andere Motivation dafür vermutet, dass sie von ihrem Vorhaben ablässt. So stellt die Beischrift vorausweisend diese Szene bereits in einen Zusammenhang mit dem folgenden Geschehen.

Seiten 429 - 436

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2008.03.08
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7806
Ausgabe / Jahr: 3 / 2008
Veröffentlicht: 2008-11-10
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Dokument Der Dieb und der Fisch. Zu einer Bildbeischrift im Münchener „Tristan“-Codex Cgm 51