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Diachrone diskursive Dynamik: Wissenskonstruktionen zu den deutschen Exonymen in Slowenien

Wissenskonstruktionen zu deutschen Namen für slowenische geografische Objekte sind Reflexe diskursiver Dynamiken in einem mehr als tausendjährigen Zeitraum, in dem bis Ende des Ersten Weltkrieges zweisprachige geografische Namen im slowenischen Areal infolge der politisch- und kulturbedingten sprachlichen Koexistenz des Deutschen und Slowenischen entwickelt wurden. Nachdem sich der offizielle Status der deutschen Sprache durch die Gründung des südslawischen Staates (mit Ausnahme der Kriegszeit 1941–1945) grundsätzlich geändert hatte, lässt sich unter dem diskurslinguistischen Gesichtspunkt auch eine deutliche Änderung im gesellschaftlichen Status der deutschen Toponyme sowie deren sprachpolitisch-kulturell gesteuerten Sprachgebrauch in der sozialistischen Ära Sloweniens beobachten. Im Beitrag werden verschiedene diskursive Dynamiken anhand der deutschen Toponyme in den zweisprachigen und hochschuldidaktischen Lexika diachron offengelegt. Es wird gezeigt, dass insbesondere ihr doppelter Status, als aktuelle Exonyme und historische Endonyme, und ihre ideologisch motivierte semantische Aufladung die Wissenskonstruktionen in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts prägten, wodurch auch das sprachpolitische Postulat zu ihrer ausdrücklichen Meidung bekräftigt wurde. Erst im 21. Jahrhundert lässt sich im Zusammenhang mit den Demokratisierungsprozessen Sloweniens eine Wende im diskursiven Gebrauch von einzelnen deutschen Exonymen erkennen.

Constructions of knowledge about German names for Slovenian geographical objects reflect the discourse dynamics in the long period of thousand years in which bilingual geographical names were used in Slovenia until the end of the First World War as a result of the political and cultural linguistic coexistence of German and Slovenian. The official status of the German language changed fundamentally after the foundation of the South Slavic state (with the exception of the wartime period 1941–1945). From a discourse linguistic point of view the German toponyms went through a change in their status in Slovene society and then their use became culturally controlled, especially in Slovenia’s socialist era. The article takes a diachronic view of the diverse discourse dynamics of the German toponyms in bilingual and academic lexicons. The constructions of knowledge on German names in the 2nd half of the 20th century were shaped by the double status of toponyms as endonyms and as exonyms, as well as by their ideologically motivated semantics, which also reinforced the linguistic-political expectation that they should be explicitly avoided. It is only in the 21st century that a change in the discursive use of individual German exonyms can be observed in connection with the democratisation processes in Slovenia.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-775X.2022.03.05
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-775X
Ausgabe / Jahr: 3 / 2022
Veröffentlicht: 2022-08-26
Dokument Diachrone diskursive Dynamik: Wissenskonstruktionen zu den deutschen Exonymen in Slowenien