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Gattungsparodie bei Frauenlob? Versuch zu den kunstpolemischen Strophen GA V,115–117 und 119

In der Forschung hat man das provokante Eigenlob eines Ichs namens Vrouwenlob und die polemischen Erwiderungen darauf entweder als ernstgemeinte Auseinandersetzung unter Sangspruchdichtern oder aber als Persiflage auf Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob, den bedeutendsten Sangspruchdichter der Zeit um 1300, gedeutet. Dieser Beitrag schlägt vor, die drei Strophen, die auf die ‚Selbstrühmung‘ Bezug nehmen, als einen kleinen Musterkatalog für polemische Techniken und den gesamten Strophenkomplex als ein literarisches Spiel zu verstehen, an dem Frauenlob und/oder Dichter aus seinem Umfeld beteiligt waren. Die Strophenreihe um die ‚Selbstrühmung‘ wäre dann auch als Parodie auf Selbstlob und Kollegenschelte zu lesen, wie sie im Spruchsang des 13. Jahrhunderts gepflegt wurden.

The provocative self-praise of a lyrical I by the name of Vrouwenlob and the polemical responses to it have so far been interpreted as either a serious discussion among poets or as a parody on one of the most important German poets of the time around 1300: Heinrich von Meißen, also known by his alias Frauenlob. My contribution suggests to understand the three stanzas that refer to the Selbstrühmung as a small catalogue of polemic techniques and the entire complex of stanzas as literary play, in which Frauenlob and/or his poetic peers participated. The stanzas which make up the Selbstrühmung could then also be read as a general parody on self-praise and an attack on fellow poets, both literary devices which were quite common in 13th-century Spruchsang.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2019.02.03
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 2 / 2019
Veröffentlicht: 2019-11-21
Dokument Gattungsparodie bei Frauenlob? Versuch zu den kunstpolemischen Strophen GA V,115–117 und 119