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Gurnemanz’ viergeteiltes Herz. Zu Parz. 177, 18–24

Einen sonderbar grausamen Wunsch spricht Gurnemanz aus, als Parzival, den er sich als Schwiegersohn erhofft hatte, von ihm Abschied nimmt: Sein Herz möge in vier Teile zerteilt werden – entsprechend der Anzahl der verlorenen Söhne:

P. 177, 18 der nu mîn herze envieriu
mit sîner hende slüege
20 und ieslîch stücke trüege,
daz diuhte mich ein grôz gewin,
22 einz für iuch (ir rîtet hin),
diu driu für mîniu werden kint
24 diu ellenthaft erstorben sint.

Was mit den Stücken des solchermaßen geteilten Herzens geschehen soll, scheint zunächst undeutlich und wird von den Kommentatoren und Übersetzern unterschiedlich interpretiert. Bei Bartsch/Marti heißt es zu v. 21: „Der Hauptsatz sprengt den logischen Zusammenhang.“ Offenbar ist gemeint, dass v. 20 mit vv. 22ff. zusammengehört: und ieslîch stücke trüege/(...)/ einz für iuch (ir rîtet hin),/diu driu für mîniu werden kint. trüege und für iuch bildeten dabei eine syntaktische Einheit (‚zu Euch trüge‘), eine Koppelung, die im Mittelhochdeutschen geläufig ist.

Seiten 421 - 425

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2001.03.08
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7806
Ausgabe / Jahr: 3 / 2001
Veröffentlicht: 2001-07-01
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Dokument Gurnemanz’ viergeteiltes Herz. Zu Parz. 177, 18–24