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Heidrun Alex, Der Spruchdichter Boppe: Edition – Übersetzung – Kommentar (Hermaea N. F. Bd. 82), Niemeyer, Tübingen 1998.

Rund 160 Jahre nach Friedrich Heinrich von der Hagen (Minnesinger, 1838) und ein Jahrhundert nach Georg Tolle (Der Spruchdichter Boppe, 1894) wird jetzt von Heidrun Alex die Neuedition eines Sangspruchkorpus vorgelegt, das in der ältesten Überlieferung, der Heidelberger Liederhandschrift C (Cpg 848, Bl. 428 r.), mit dem Autornamen Boppo überschrieben ist. Heidrun Alex hat dieselbe Titulatur wie einst Georg Tolle gewählt, obwohl seit Helmut Tervoorens terminologischer Grundlegung (Mhd. Spruchdichtung, RL 2, Bd. 4, Berlin 1979, S. 161–169) die Bezeichnung „Sangspruch“ zur adäquateren Bezeichnung dieses mhd. lyrischen Genres gelten kann. Mit der Edition wird zunächst eines der wichtigsten Desiderate der philologischen Erschließung des Sangspruchs erfüllt und die Möglichkeit der didaktischen Vermittlung im akademischen Unterricht eröffnet, die sich fortan – das darf schon an dieser Stelle erwähnt werden – nicht mehr auf die alten Textausgaben zu stützen braucht. Ziel der Neuedition ist, „das Werk eines weniger prominenten, doch dabei typischen Vertreters der Spruchdichtung des 13. Jahrhunderts für die weitere wissenschaftliche Arbeit zu erschließen und damit einen Beitrag zur Erforschung dieser bisher vernachlässigten Gattung zu leisten. “

Genügt die Monographie den Kriterien der Evidenz der eigenen Reflexionen editionstheoretischer Prämissen und – als deren Folge – der Transparenz editionsphilologischer Entscheidungen? Diese Frage wird man rundweg positiv beantworten können. Der Forschungsabriß, der hauptsächlich aus einer Auseinandersetzung mit den älteren Textausgaben und dem entsprechenden Artikel im Verfasserlexikon besteht, ist sehr knapp gehalten wie auch die gesamte Arbeit, die generell den Eindruck hinterläßt, daß kein Wort zuviel verloren worden ist. Auch stellt die Einsicht in die Mängel bisheriger Editionen kein Anlaß zu einer grundsätzlichen methodischen Reflexion dar. Die Autorin entscheidet sich offensichtlich für eine Edition nach dem Leithandschriftenprinzip; eine ausführlichere Darstellung dieses Editionsprinzipis in seiner Relevanz für das Boppe-Korpus hätte man meiner Ansicht nach von einer Neuedition erwarten dürfen. Ausführlich dagegen ist die Skizze der Überlieferungsverhältnisse, die auf dem RSM (Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder des 12.–18. Jahrhunderts, hg. von Horst Brunner und Burghart Wachinger unter Mitarbeit von Eva Klesatschke, Dietzer Merzbacher, Johannes Rettelbach, Frieder Schanze, Tübingen 1986ff.) basiert.

Seiten 121 - 124

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2000.01.12
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7806
Ausgabe / Jahr: 1 / 2000
Veröffentlicht: 2000-01-01
Dokument Heidrun Alex, Der Spruchdichter Boppe: Edition – Übersetzung – Kommentar (Hermaea N. F. Bd. 82), Niemeyer, Tübingen 1998.