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Jerold C. Frakes: Brides and Doom. Gender, Property and Power in Medieval German Women’s Epic (Middle Ages Series) Philadelphia (University of Pennsylvania Press) 1994.

Mit dem Versuch, die traditionelle, ja selbst die modernste ‚Nibelungenlied‘-Forschung auf den Kopf zu stellen, entwickelt Frakes eine ungewöhnliche interpretative Perspektive, die der gegenwärtigen feministischen und neomarxistischen Literaturtheorie verpflichtet ist (es sei ein „political project“, S. 5) und sowohl den mittelalterlichen Text als auch die „patriarchalische“ Denkweise der modernen Philologie angreifen möchte (S. 5). Frakes stellt Interpretationen vom ‚Nibelungenlied‘ (NL), der ‚Kudrun‘ und, wenn auch nur sehr flüchtig, der ‚Klage‘ vor, die darauf abzielen, die männlichen Unterdrückungsmechanismen aufzudecken, die in allen drei Texten zum Ausdruck kommen und die sogar bis heute in der Philologie praktiziert würden, weil alle drei Autoren als „educated, (probably) upper-class, white, christian ... males“ (S. 7) zu bezeichnen seien. Frakes’ Kritik geht davon aus, daß die Forschung sich bisher geweigert habe, z. B. das NL als Reflex eines durch und durch elitären und misogynen Denkens zu erkennen, das ganz naiv die dargestellten Formen von Gewalt, Vergewaltigung, Raub und Massenmord akzeptiere (S. 8). Die Unterdrückung der Frau schlechthin vollziehe sich noch immer primär durch die Enteignung von Besitz bzw. die Verneinung von Ansprüchen darauf, ob sich dies nun auf die Gesellschaft des 12. und 13. Jhs. oder auf die des späten 20. Jhs. bezieht.

Seiten 112 - 115

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.1998.01.16
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7806
Ausgabe / Jahr: 1 / 1998
Veröffentlicht: 1998-01-01
Dokument Jerold C. Frakes: Brides and Doom. Gender, Property and Power in Medieval German Women’s Epic (Middle Ages Series) Philadelphia (University of Pennsylvania Press) 1994.