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Nachhaltigkeit argumentativ
Ein diskurslinguistisch-framesemantischer Ansatz zur Erfassung von Argumentationen und kollektiven Werteverständnissen

Argumentative Stützungen von diskursiven Geltungsansprüchen spielen im Rahmen von Diskursanalysen zu gesellschaftlich verhandelten Themen, wie ökologische Nachhaltigkeit, eine wichtige Rolle. Im vorliegenden Beitrag, der einen zentralen Aspekt der großangelegten diachronen Studie von Schwegler (2018) fokussiert vorstellt, wird ein diskurslinguistischer Ansatz zur Erfassung von Argumentationen und Werteverständnissen dargelegt, der Argumentgruppen inhaltlich bzw. thematisch unterscheidet – d. h. nicht mikro- oder makroformal analysiert – und gleichzeitig mittels eines framesemantischen Ansatzes über eine Argumentationsanalyse auf mittlerer Abstraktionsebene hinausgeht. So kann auch für vermeintlich konsensuelle Bereiche aufgedeckt werden, wie Konflikte latent innerhalb zentraler argumentativer Begriffe liegen. Identifizierte Argumentgruppen, wie hier beispielhaft Gerechtigkeit, sind dabei nicht genuin diskursspezifisch, spezifisch sind vielmehr die Kombinationen der Werteverständnisse, d. h. die Arten von Gerechtigkeit, an die argumentativ appelliert wird. Im deutschsprachigen Nachhaltigkeitskontext sind dies u. a. Fairness, Gleichheit (bzgl. Umweltgerechtigkeit oder Verfahrensgerechtigkeit), globale Gleichberechtigung, kosmische Gerechtigkeit (Schicksal), Reziprozität/Tauschgerechtigkeit sowie Gewohnheitsrecht oder Utilitarismus, die in kontrastiver Verwendung Konfliktpotenzial bergen.

Arguments supporting discursive claims play an important role in discourse analyses of socially negotiated issues such as sustainability and ecology. This article, which focuses on a central aspect of the large-scale diachronic study by Schwegler (2018), outlines a discourse-linguistic approach to the identification of arguments and values, differentiating argument groups in terms of content or topic instead of analysing them formally on a micro- or macro-level. Based on a frame-semantic approach, the study goes beyond an argumentation analysis at an intermediate level of abstraction. This reveals, even for supposedly consensual discourses, how conflicts are hidden within central argumentative terms. The argument groups identified, such as JUSTICE, are not genuinely specific to certain discourses. What turns out to be specific, however, are the combinations of related values, i. e. the types or forms of justice which are associated with the argument in question. In the context of sustainability and ecology in Germany, they can be categorised with regard to fairness, equality (in terms of environmental justice or procedural justice), global equality, cosmic justice (fate), reciprocity and utilitarianism among others. When they occur in opposition to each other in discourse, they contain the potential for conflict.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-775X.2021.04.05
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-775X
Ausgabe / Jahr: 4 / 2021
Veröffentlicht: 2021-11-24
Dokument Nachhaltigkeit argumentativ