Notker der Deutsche. Die kleineren Schriften. Herausgegeben von James C. King und Petrus W. Tax, Tübingen 1996: Max Niemeyer, CXXIX, 349 S.

Der umfangreiche Band ist als Bd. 7 in der Reihe „Die Werke Notkers des Deutschen. Neue Ausgabe, begonnen von Edward H. Sehrt und Taylor Starck, fortgesetzt von James C. King und Petrus W, Tax“ erschienen und bildet die Nr. 109 der Altdeutschen Textbibliothek. Mit ihm wird die Veröffentlichung der Werke Notkers durch diese beiden Herausgeber abgeschlossen, lediglich ein Band der lateinischen Quellen (Notker Latinus) zu den in ihm enthaltenen Texten wie auch ein solcher zur Boethius-Übersetzung sollen noch folgen. Anders als bei anderen Schriften Notkers De Consolatione Philosophiae [Nb], Marcianus Capella, De nuptiis Philologiae et Mercurii [Nc], und Der Psalter [Np], für die mit den Ausgaben von E. H. Sehrt/T. Starck bereits gegenüber den Ausgaben von Piper modernere und vor allem durch lateinischen Kommentartext erweiterte Ausgaben vorliegen, mußte man für die kleineren Schriften Notkers bisher auf Pipers Ausgabe zurückgreifen. Über die bisher schon aufgenommenen kleineren Schriften Notkers hinaus nehmen die Herausgeber auch rein lateinische Schriften auf, die sie Notker zusprechen. Für diese neu aufgenommenen Schriften führen sie Kürzel ein, die denen entsprechen, die für die schon bisher aufgenommenen Schriften gebräuchlich sind. Die von ihnen in diesem Band insgesamt herausgegebenen Texte sind: Distributio [Ndis], St. Galler Traktat [Ntr], De arte rhetorica [Nr], De partibus logicae [Nl], De dialectica [Ndia], De syllogismis [Ns], De definitione [Ndef, auch unter der Bezeichnung Bruchstück einer Logik bekannt], Computus [Ncom], De musica [Nm], Notkers Brief (sc. an Bischof Hugo von Sitten) [Nep]. Von diesen sind die Distributio, der St. Galler Traktat, De dialectica, Computus und Notkers Brief rein lateinische Schriften. Anders als Piper nimmt King bei De arte rhetorica die Praehistorica, einen Dialog zwischen Schüler und Lehrer über Dialektik und Rhetorik, den Piper seiner Ausgabe dieser Schrift voranstellt, nicht in seine Ausgabe auf, da ihre Verfasserschaft jetzt von den meisten Forschern abgelehnt werde. Dagegen wird De partibus logicae von Tax aufgenommen, obwohl er an Notkers Verfasserschaft zweifelt und diese Schrift nicht Notker selbst zuschreibt, sondern nur als Schulübung aus Notkers Schule in Anlehnung an Notker wertet. Die gemeinsame Herausgabe der nur lateinischen Schriften Notkers zusammen mit seinen lateinisch-althochdeutschen Schriften lenkt den Blick über den Übersetzer Notker hinaus auf den Gelehrten Notker. Der nun erschienene Band von King/Tax ist auch aus diesem Grund zu begrüßen.

Seiten 115 - 118