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„Alle würden ‚den Markus‘ ja mögen“: Zur (nichtzukunftsbezogenen) Fügung würde + Infinitiv als Indirektheitskonjunktiv

Der vorliegende Beitrag untersucht auf empirischer Grundlage die Frage nach dem Zeitbezug der Fügung würde + Infinitiv als Indirektheitskonjunktiv und sucht nach möglichen Korrelationen zwischen Zeitbezug und grammatischen Kategorien wie der Aktionsart des Infinitivverbs. Nichtzukunftsbezogenes würde + Infinitiv (wie im Titel dieses Aufsatzes) nimmt laut der Fachliteratur einen eher bescheidenen Platz ein und sei somit „sicherlich nicht die Default-Anwendung der Konstruktion“. Korpusdaten des Deutschen Referenzkorpus zeigen, dass, entgegen den Aussagen in der maßgeblichen Fachliteratur, die Fügung würde + Infinitiv insgesamt deutlich öfter Nichtzukunftsbezug als Zukunftsbezug hat. würde + Infinitiv tritt auch beträchtlich häufiger bei atelischen als bei telischen Infinitivverben auf. Bei atelischen Infinitivverben überwiegt der Nichtzukunftsbezug sehr stark, aber auch bei telischen Infinitivverben liegt, überraschenderweise, öfter Nichtzukunfts- als Zukunftsbezug vor. Die Korrelationen zwischen (A-)Telizität und Zeitbezug variieren auch z. T. signifikant mit den Verba dicendi. Des Weiteren zeigt die Auswertung des Materials, dass etwa die Hälfte der Belege modusneutrale Konjunktiv-Präteritum- Formen „ersetzt“ und dass die Fügung würde + Infinitiv auch anstelle von „gebräuchlichen“ Konjunktiv-Präteritum-Formen starker Verben erscheint.

Adopting an empirical approach, this article addresses the question of the time reference of the German würde + infinitive construction when used as a marker of indirect speech. The article also looks for possible correlations between time reference and grammatical categories such as the lexical aspect of the infinitive verb. In the relevant secondary literature, würde + infinitive with nonfuture reference (as in the title of this article) is granted a rather modest position, being “surely not the default application of the construction”. Corpus data from the German Reference Corpus (Deutsches Referenzkorpus) show that, contrary to statements in authoritative secondary literature, the construction more frequently has nonfuture than future reference. würde + infinitive also occurs clearly more often in combination with atelic than with telic infinitive verbs. With atelic infinitive verbs, nonfuture reference is much more frequent, but also with telic verbs, nonfuture reference is, surprisingly, dominant. The correlations between (a)telicity and time reference also vary to some extent according to the verba dicendi. Further analysis of the material shows that approximately half of the examples “replace“ subjunctive preterite forms, and that würde + infinitive appears even in place of “more customary“ subjunctive preterite forms of strong verbs.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-775X.2023.02.02
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-775X
Ausgabe / Jahr: 2 / 2023
Veröffentlicht: 2023-09-01
Dokument „Alle würden ‚den Markus‘ ja mögen“: Zur (nichtzukunftsbezogenen) Fügung  würde  + Infinitiv als Indirektheitskonjunktiv