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Der Häftling ist schwanger – Zur Geschlechtsneutralität von nicht-movierbaren Personenbezeichnungen am Beispiel von ling-Derivationen

Im Deutschen zählt die Movierung zu den wichtigsten Bestandteilen geschlechtersensibler Sprache. Damit ist die Ableitung von maskulinen zu femininen Personenbezeichnungen gemeint. Meist entsteht die feminine Bezeichnung durch die Derivation mit dem Suffix -in, um damit auf eine Frau zu referieren. Es gibt nur wenige Personenbezeichnungen, bei denen eine Movierung nicht möglich ist. Dies trifft unter anderem auf Derivationen mit dem alten Wortbildungssuffix -ling zu (wie in Feigling, Häftling oder Flüchtling). Aufgrund ihrer Nicht-Movierbarkeit geht man bei diesen Ausdrücken davon aus, dass sie geschlechtsneutral seien – also ebenso auf eine Frau wie auf einen Mann referieren. In dieser Arbeit untersuchen wir empirisch die Geschlechtsreferenzialität von Personenbezeichnungen mit dem Suffix -ling. Wir gehen davon aus, dass sich die Personenbezeichnungen unterschiedlich verhalten und dass nicht alle ling-Derivationen geschlechtsneutral sind, sondern vor allem auf Männer referieren. Dazu wurden im Rahmen einer Online-Umfrage Proband/-innen ausgewählte ling-Derivationen vorgelegt. Die Teilnehmer/-innen mussten sich entscheiden, ob sie diese dem männlichen, dem weiblichen oder beiden Geschlechtern zuordnen. Der Fragebogen wurde anschließend unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Bildungsabschluss der Proband/-innen ausgewertet.

In German, gender inflection, i. e. the derivation of feminine personal names from masculine ones, is one of the most important components of gender-sensitive language. Usually the feminine term is derived by means of the suffix -in to refer to a woman. There are only a few nouns denoting persons which do not allow the derivation of feminine forms. This applies, among others, to derivatives with the old word-formation suffix -ling (as in Feigling ‘coward’, Häftling ‘prisoner’ or Flüchtling ‘refugee’). Because feminine forms cannot be derived from these words, it is assumed that they are gender-neutral – i. e. that they refer to a woman as well as a man. In this article we subject the gender referentiality of personal nouns with the suffix -ling to an empirical investigation. We assume that the names of persons behave in different ways and that not all -ling derivatives are gender-neutral, but that they mainly refer to men. For this purpose, selected -ling derivatives were presented to informants as part of an online survey. The participants had to decide whether to assign them to male, female or both genders. The questionnaire was then evaluated taking into account the age, gender and educational qualifications of the informants.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-775X.2021.03.02
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-775X
Ausgabe / Jahr: 3 / 2021
Veröffentlicht: 2021-08-25
Dokument  Der Häftling ist schwanger  – Zur Geschlechtsneutralität von nicht-movierbaren Personenbezeichnungen am Beispiel von  ling -Derivationen