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Harro Zimmermann, Aufklärung und Erfahrungswandel. Studien zur deutschen Literaturgeschichte des späten 18. Jahrhunderts. Wallstein Verlag, Göttingen 1999.

Im allgemeinen verstehen wir unter Aufklärung eine westeuropäische Geistesströmung des 17. und 18. Jahrhunderts, die (gemäß Immanuel Kants berühmter Definition von 1784) den „Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ darstellt und die Vernunft als „letzten Probierstein der Wahrheit“ begreift. Sie ermutigt zu logischem Denken, Erkenntnis durch Erfahrung und Zurückhaltung gegenüber geoffenbarten Religionen, die hauptsächlich aus moralischen Gründen Bedeutung behalten.

Doch längst haben Philosophie und Literaturwissenschaft den Sinngehalt und Geltungsbereich des Begriffs ausgeweitet und Früh-, Spät-, „dunkle“ und „dritte“ Aufklärung ins Gespräch gebracht. Von dieser etwas „diffusen“ Epochenbezeichnung und einem „Projekt der Moderne“ berichtet Harro Zimmermann im umfangreichen ersten Kapitel seines vorliegenden Sammelbandes mit neun Abhandlungen. In einem belebenden Fragestil kreist er Probleme ein und bietet Lösungsmöglichkeiten an. Unter Auswertung einer beträchtlichen Sekundärliteratur sieht er auch heute noch viel „Aufklärungsbedarf“, aber augenscheinlich befinde sich die Vernunft in der Defensive und werde kaum noch beachtet bei „kulturellen Wertorientierungen“. Vor allem im „säkularen Umbruchjahr 1989“ sei die Chance zur „republikanischen Neugründung des aufgeklärten Europa“ vertan worden; es habe an „innovativen und zukunftsweisenden Ideen“ gefehlt, und mit Bezug auf Jürgen Habermas könne man von einer „aufgeklärten Ratlosigkeit“ sprechen (S. 13f.).

Seiten 290 - 293

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2000.02.08
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7806
Ausgabe / Jahr: 2 / 2000
Veröffentlicht: 2000-04-01
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Dokument Harro Zimmermann, Aufklärung und Erfahrungswandel. Studien zur deutschen Literaturgeschichte des späten 18. Jahrhunderts. Wallstein Verlag, Göttingen 1999.