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„Im Namen des Kreislaufs“

Kreislaufwirtschaft könnte das Wort des Jahres sein. Allerorten wird das Lied vom Kreislauf gesungen. Manchmal scheint schon allein die Erwähnung des Wortes ,Recycling‘, das Zauberwort zu sein, um verschlossene Türen zu öffnen und angespannte Situationen zu entspannen. Derweil wird auch immer klarer, daß Stoffkreisläufe ihre eigenen Gesetze haben, und die Realität oft weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Trotzdem interessiert, warum der Begriff des Kreislaufes eine Kraft ausstrahlt, die politische Entwicklungen ermöglicht. Ulrich Beck hat an anderer Stelle geäußert, daß „nur Worte mit Erlösungscharakter wirklich populär werden, und damit politische Kräfte entfalten“. Gehört Kreislaufwirtschaft zu diesen Worten mit Erlösungscharakter?

In dieser Phase der Neugier und der Suche veröffentlichte Engelbert Schramm seine Doktorarbeit mit dem Titel „Im Namen des Kreislaufs“. Es ist eine materialreiche Ideengeschichte über das Bild des Kreises und des Kreislaufes, seine Symbolik in der Philosophie und Religionsgeschichte und die Anwendung dieser Einsichten auf technische und naturwissenschaftliche Fragestellungen. Die Wechselwirkungen zwischen den Bildern in uns und der Versuch, konkrete Welt um uns damit zu erklären, ist von klassischer Art. Chr. Binswangers „Geld und Magie“, J .Weizenbaums „Macht des Computers und Ohnmacht der Vernunft“, Mumfords „Mythos und Maschine“ und N. Elias’ „Geschichte der Zivilisation“ und schließlich Ivan lllichs „Fortschrittsmythen“ beschreiben diese Wechselwirkungen an vielen Beispielen. Schramms Arbeit ist ein weiteres gelungenes Beispie in dieser Reihe. Nach der Lektüre verändern sich Positionen und ihre Bewertungen. Die großen Hoffnungen, die auf Kreislaufwirtschaft gesetzt werden, müssen relativiert werden.

Seiten 219 - 225

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1863-9763.1998.04.04
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1863-9763
Ausgabe / Jahr: 4 / 1998
Veröffentlicht: 1998-04-01
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Dokument „Im Namen des Kreislaufs“