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‚Vertikalisierung‘ und ‚Leitvarietät‘
Terminologie-Probleme im Blick auf die Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache

Unter ‚Vertikalisierung‘ wird die sprachliche Ausrichtung nach oben verstanden, Ausrichtung auf das prestige-dominante Sprachmuster in der sozial-hierarchischen Sprachschichtung eines Landes auf dem Weg zur Spracheinigung. Für England und Frankreich mit ihren frühen Machtzentren (Hof, Adel in London bzw. Paris) ist dieser Vertikalisierungsvorgang klar nachweisbar, für das plurizentrische Großgebiet deutscher Sprache eben nicht. Der Einigungsprozess ist hier erheblich verzögert, geprägt durch ein großregionales Nebeneinander, bis im 16. und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts dann allmählich ein Grundmuster deutscher Spracheinheit fassbar wird. Mit ‚Vertikalisierung‘ ist dieser Gesamtvorgang m. E. nicht adäquat zu beschreiben. Späterhin von einer ‚Leitvarietät‘ zu sprechen, wird den historischen Gegebenheiten eher gerecht. Aber dann muss man sie auch klar benennen, ihren Status (ihre Beschaffenheit) genauer beschreiben und ihre Legitimierung als Leitvarietät begründen. Bei alledem handelt es sich zunächst um die Grundlegung – und nicht schon um die folgenden Phasen der Sprachsystematisierung und Durchsetzung der neuhochdeutschen Schriftsprache.

Seiten 411 - 419

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2007.03.05
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7806
Ausgabe / Jahr: 3 / 2007
Veröffentlicht: 2007-07-01
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Dokument ‚Vertikalisierung‘ und ‚Leitvarietät‘