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Dem Gemeinwohl dienen. Neue Rollenkonzepte und die Idee der verteilten Führung

Führen wird gemeinhin verstanden als das „Bestimmen der Richtung von Bewegung und erfolgreiches Intervenieren in kritischen Situationen“. „Bestimmen“ klingt zunächst nach Macht und Dominanz. Aber kann ich die Richtung nicht auch durch Vorbildsein und Vorangehen bestimmen? Lässt sich Richtung also aus einer dienenden Haltung ableiten, aus der eine „Dienende Führung“ (Wikipedia, 2019) erwächst? Ich glaube, ja. In diesem Zusammenhang fallen mir zunächst Unternehmen ein, die in Netzwerkstrukturen tätig sind, in denen sich die Mitarbeiter weitgehend selbst organisieren und sinnstiftende Arbeitsformen im Mittelpunkt stehen. Führung ist hier auf mehrere Schultern verteilt.
Der niederländische Pflegedienst Buurtzorg gehört beispielsweise zu diesen Organisationen. Mitarbeiter organisieren sich mit den Angehörigen vor Ort. Das alte Prinzip der Gemeindeschwester wird so durch Teams auf ein modernes Level gehoben. Die Verwaltung der weltweit 10.000 Mitarbeiter beschäftigt nur 50 Mitarbeiter – ein ungewöhnlich niedriger Wert. Führung im Sinne „einer entscheidet“ gibt es nicht. Die Teams entscheiden gemeinsam, und Führungs aufgaben werden von verschiedenen Personen gleichzeitig wahrgenommen. Aus dieser Perspektive kann Führung nur dienend sein – den Patienten dienend, aber auch dem Team als ganzheitlichem Organismus. Und Jos de Blok dient als Gründer von Buurtzorg mit seinem ungewöhnlichen Geschäftsmodell offensichtlich nicht nur seinem Unternehmen, sondern auch der Gesellschaft.

Seiten 33 - 44

Dokument Dem Gemeinwohl dienen. Neue Rollenkonzepte und die Idee der verteilten Führung