Inhalt der Ausgabe 07/2021
Editorial
Inhalt
Getrenntsammlung / Öffentlichkeitsarbeit
Mit dem am 1. Januar 2019 in Kraft getretenen Verpackungsgesetz (VerpackG) gelten bundesweit neue Recyclingquoten, die von den dualen Systemen erfüllt werden müssen. Gleichzeitig sind Endverbraucher*innen angehalten, ihren Müll richtig zu trennen. In diesem Kontext formuliert der Gesetzgeber 1 auch erstmals eine Informationspflicht der dualen Systeme: Sie müssen die Bürger*innen umfassend über die getrennte Sammlung von Verpackungsabfällen aufklären. Der Handlungsbedarf ist groß: Die Fehlwurfquote in den Gelben Tonnen und Gelben Säcken beträgt durchschnittlich 30 Prozent. Die dualen Systeme entscheiden sich daher für einen für die Branche völlig neuen Weg: Sie gründen eine Allianz und rufen gemeinsam die Initiative „Mülltrennung wirkt“ ins Leben – eine bundesweite Informationskampagne zur Aufklärung über richtige Mülltrennung. Das Ziel: Eine Verhaltensänderung der Verbraucher*innen im Sinne richtiger Mülltrennung mit dem messbaren Effekt sinkender Fehlwurfquoten. Statt des erhobenen Zeigefingers setzt die Initiative auf Aufklärung und Information. Tipps zur richtigen Mülltrennung sind dabei immer gepaart mit der zentralen Botschaft, dass wir alle mit der richtigen Trennung von Verpackungen und Restmüll einen effektiven Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz leisten können. Sämtliche Maßnahmen der integrierten Multichannel- Kampagne sind darauf ausgerichtet, die Zielgruppen – so unterschiedlich sie auch sind – zum Mitmachen zu aktivieren. Und es funktioniert: Die Initiative „Mülltrennung wirkt“ gewinnt immer mehr Aufmerksamkeit, positive Rückmeldungen signalisieren, dass ihre Botschaften dort ankommen, wo sie eine Verhaltensänderung bewirken können: bei den Verbraucher*innen.
Verpackungsrecycling / Sortieranlagen
Sortieranlagen sind die erste technologische Verarbeitungsstufe von Post-Consumer Verpackungsmaterialien (LVP). Mit Blick auf die anspruchsvollen werkstofflichen Verwertungsquoten sollten die in diesen Anlagen erzeugten Vorkonzentrate sowohl ein hohes Wertstoffausbringen als auch eine hohe Reinheit aufweisen. Verfügbare Daten zu den Sortierleistungen zeichnen hingegen ein eher ernüchterndes Bild. So konnten 2019 nur etwa 19 Ma.-% der anfallenden Post-Consumer Kunststoffabfälle als Output in Rezyklate überführt werden. Um gute Sortierergebnisse zu erhalten, müssen die Stoffströme einer intensiven Vorkonditionierung auf der Artikelebene unterzogen werden. Neuinstallationen von Sortieranlagen verfügen meist über mehrstufig angeordnete Trennprozesse, bei denen sowohl ein hohes Wertstoffausbringen als auch eine hohe Wertstoffanreicherung erzielt werden kann. Eine Modellrechnung hierzu zeigt den Nutzen mehrstufiger Sortierprozesse auf. Ein weiteres Kennzeichen moderner Anlagentechnik ist die Ergänzung der üblichen Nahinfrarot-Sortierung durch Multisensorik, um mehr Trennmerkmale für die abschließende Sortentrennung zu nutzen. Trotz dieser Verbesserungen, die i. W. eine Erweiterung des Anlagenbestandes darstellen, existieren eine Reihe betriebstechnisch ungelöster Herausforderungen, wie die derzeit mangelnde Option, Stoffströme sowohl volumetrisch als auch nach ihrer stofflichen Zusammensetzung adaptiv zu steuern. Neben den technischen Herausforderungen birgt auch die Materialzusammensetzung des Stoffstroms sowie das Design des Materials und der Produkte als auch die Sammeldisziplin ein hohes Potential für Reinheit und Wertstoffausbringen. Im vorliegenden Beitrag soll aufgezeigt werden, welche Faktoren den Prozesserfolg von LVP-Sortieranlagen nach Stand der Technik beeinflussen, welche derzeit noch ungelösten Herausforderungen durch technische Entwicklungen zukünftig evtl. einer Lösung zugeführt werden könnten und welche Grenzen hierbei zu beachten sind.
Verpackungsrecycling / Tracer Based Sorting
Tracer-Based-Sorting ist ein innovativer Ansatz für Erkennungs- und Sortierschritte in der Abfallwirtschaft, der die Sortierung von Materialien oder Produkten unabhängig von deren physikalischen Eigenschaften ermöglicht. Die Technologie nutzt dabei anorganische Fluoreszenz-Marker in ppm-Konzentrationen. Diese Substanzen werden im Sortierprozess detektiert und ermöglichen so die gezielte Vorsortierung und nachfolgende Aufbereitung zu hochwertigen Rezyklaten. Fünf deutsche Unternehmen sowie zwei Hochschulen und ein assoziierter Netzwerkpartner haben im Rahmen eines durch das BMBF geförderten Forschungsvorhabens diesen Ansatz für Leichtverpackungen entwickelt und dessen Anwendung demonstriert.
Verpackungsrecycling / Holy Grail
Eine CO2-neutrale und geschlossene Kreislaufwirtschaft bis 2050 einzuführen, ist ein zentraler Aspekt des Green Deal der EU-Kommission. Ein Ziel ist dabei, weniger Abfall produzieren, mehr wiederverwenden und weniger Primärressourcen zu nutzen. Um Post-Consumer Verpackungsabfälle in die Stoffkreisläufe zurückzuführen, muss das Sammeln, Sortieren und Verwerten deutlich gesteigert werden. Obwohl viele Sortieranlagen vollautomatisiert und mit einer ausgeklügelten Sortiertechnik arbeiten, landet immer noch viel wertvolles Material im Ausschuss weil Materialien nicht richtig erkannt werden oder kontaminierte Verpackungen im System bleiben. Durch genaueres Sortieren könnte mehr Kunststoff im Kreislauf verbleiben, sich die Qualität des wiedergewonnenen Materials verbessern und Recycling wirtschaftlicher werden. Neben einem geeigneten Verpackungsdesign und funktionierendem Sammelsystem ist deshalb die Verbesserung der Sortierung von Post-Consumer Verpackungsabfällen eine der größten Herausforderungen. Die HolyGrail 2.0-Initiative, unter der Schirmherrschaft des Europäischen Markenverbands–AIM, der inzwischen mehr als 130 Unternehmen und Organisationen der gesamten Wertschöpfungskette angehören, will die aktuellen Sortierprobleme mit geprägten oder gedruckten digitalen Wasserzeichen lösen. Dazu verfolgt die Initiative einen dreistufigen Ansatz, der von einem Konzeptnachweis über halbindustrielle Tests bis zur Durchführung nationaler Testmärkte in realen kommerziellen Sortierzentren reicht. Ist damit der „Heilige Gral“ gefunden?
Nachhaltige Kreislaufwirtschaft / Verpackungsrecycling
Unter dem Eindruck der weltweit geführten Nachhaltigkeits-Debatte ist die Transformation unserer Wirtschaft und der gesamten Gesellschaft hin zu Klimaneutralität und Ressourcenschonung zwingend erforderlich. Kreislaufwirtschaft ist ein wesentlicher Aspekt dieses Weges, und alle Akteure der Wertschöpfungskette sind gefordert. Wir bei Maag sind überzeugt, die wesentlichen Grundsteine dieser Veränderung für uns und unsere Geschäftspartner gelegt zu haben. Zunächst aus wirtschaftlichem Zwang heraus geboren, später mit vollem Bewusstsein in unseren Köpfen und einer klar definierten Strategie. Nachhaltigkeit und Ressourcen-Schonung fordern ein ganzheitliches Konzept, der Anspruch darf sich nicht allein darauf beschränken, recyclingfähige Verpackungen einzusetzen. In allen unternehmerischen Tätigkeiten, Produkten, Prozessen, in der Produktion und entlang der Wertschöpfungskette ist diese Bedingung zu erfüllen, und dadurch werden ökonomischer und ökologischer Erfolg höchst wahrscheinlich. Wir sind heute ein klimaneutrales Unternehmen und bieten kreislauffähige Verpackungen. Hier beschreiben wir unseren Weg dahin, ganz ungeschminkt – mit der klaren Botschaft: Jeder kann es schaffen, aber unbedingter Wille und Bereitschaft, selbst und sofort anzufangen, müssen vorhanden sein.
Rechtsfragen / Klimaschutz
Der Klimabeschluss des BVerfG vom 24.3.2021 hat hohe Aufmerksamkeit erregt; eine Änderung des Klimaschutzgesetzes (KSG) wurde bereits auf den Weg gebracht. Ist auch die Kreislaufwirtschaft betroffen? Mehr, als auf den ersten Blick deutlich wird: Der Klimabeschluss des BVerfG betrifft nicht nur das KSG als solches, sondern setzt einen umfassenden Umbau unserer Wirtschafts- und Lebensweise voraus. Alle CO2-relevanten Lebensbereiche sind betroffen. In ihnen sollen möglichst bald und kontinuierlich so viele Treibhausgasemissionen abgebaut werden, dass die jungen Generationen auch noch Gestaltungsspielraum haben. Darin besteht die vom BVerfG geforderte intergenerationelle Gerechtigkeit. Das betrifft auch die Kreislaufwirtschaft und die Abfallentsorgung sowie die zu ihr führenden Verhaltensweisen. Konkrete bereichsbezogene CO2-Reduktionspflichten muss allerdings der Staat erst noch festlegen. Sie können auch die Abfallentsorgung betreffen.
Kompostierung und Vergärung / Kompostvermarktung
Häufig werden Bioabfälle zur Biogasgewinnung vergoren, wodurch am Ende die Gärreste übrig bleiben. Jene gilt es möglichst gewinnbringend zu vermarkten. Die düngerechtlichen Auflagen werden stetig strenger, wodurch sich vor allem die Vermarktung an die Landwirte–die Hauptabnehmer–immer schwieriger gestaltet. Der folgende Beitrag zeigt daher die unter-schiedlichen Vermarktungsmöglichkeiten von Gärresten und Kompost auf. In diesem Zu-sammenhang werden auch die unterschiedlichen Ansprüche der verschiedenen Abnehmer an die Produkte aufgezeigt. Zudem wurden auch Expertenbefragungen zur Gärrest- und Kom-postvermarktung durchgeführt.
Rubriken
Dem folgenden Beitrag liegt der Fall zugrunde, dass der Mieter eines Grundstücks das Aufstellen von Abfallcontainern beauftragt, diese mit Abfällen befüllt und die Entleerung nicht bezahlt. Hier kann es sein, dass das beauftragte Entsorgungsunternehmen den Container samt Inhalt dennoch abholen muss, insbesondere wenn der Grundstückseigentümer dem Mieter gekündigt hat und die Container loswerden will. Der BGH hat in seinem Urteil vom 26.03.2021 (Az.: V ZR 77/20) die Verantwortlichkeit von Entsorgungsunternehmen für Abfallcontainer als „Zustandsstörer“ bestätigt.
+++ Verschmelzung des ANS auf die DGAW ab 2022 Online-Mitgliederversammlungen beschließen Verschmelzung von ANS und DGAW mit überwältigender Mehrheit +++ DGAW Online-Fachveranstaltung zur Gewerbeabfallverordnung am 16.06.2021 +++
+++ Onlinehändler verstoßen gegen Informationspflichten des Verpackungsgesetzes +++ TheSeaCleaners stellen mit „Mobula8“ die erste Komponente ihres Projektes zur umweltfreundlichen Reinigung der Meere vor +++
+++ Raus aus der „Wegwerfgesellschaft“ – Deutschlands Weg in eine Circular Economy +++ Mehr Kreislaufwirtschaft wagen! Tag der Verpackung bringt spannende Diskussionen und zeigt innovative Verpackungen +++ Sauberes Trinkwasser, sichere Stromversorgung: Best-Practice kommunale Entwicklungszusammenarbeit +++ Turnusgemäßer Wechsel im Präsidentenamt bei Municipal Waste Europe +++ REWIMET Symposium +++
+++ „Wir brauchen jetzt Verantwortung 2.0“ +++ Abfallbilanz 2019: Abfallaufkommen stagniert, Gewerbeabfälle stark rückläufig +++ FEAD-Konferenz: Kreislaufwirtschaft und Zero Pollution Action Plan der EU zusammendenken +++ Entsorger für mehr und bessere Kreislaufwirtschaft – BDE Innovationsmonat Juni +++ Gegenwind für den Altpapiermarkt – vieles wird anders +++ Gütesiegel von Interseroh feiert Jubiläum: Drei Jahre „Made for Recycling“: Der Standard für recyclingfähige Verpackungen +++ Stahlrecycler kritisieren Fokus der Bundesregierung auf wasserstoffbasierte Stahlherstellung: Klimaschutz wird aus Schrott gemacht! +++ Neuer Rechtsrahmen für Verwertung mineralischer Abfälle +++
+++ Newcycling® +++ KLIMANEUTRALER LASTVERKEHR: Batterie-/Wasserstoffantriebe für Nutzfahrzeuge +++
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