Inhalt der Ausgabe 01+02/1970
Inhalt
Berichte
Vom 5. bis 9. August 1969 fand in Leipzig die 2. Internationale Deutschlehrertagung statt. Ihr wissenschaftliches Anliegen war – wie das vom Beratenden Ausschuß der FIPLV und des IDV bestätigte Programm erkennen ließ – außerordentlich umfangreich. Es bot an 5 Vormittagen 17 Plenarvorträge und an 4 Nachmittagen Arbeit in 28 Arbeitsgruppen. Schon diese Zahlen beweisen das Bemühen der Veranstalter, eine weite Palette von Fachfragen zu behandeln, um einen maximalen Einblick zu vermitteln in die Methodik des Faches Deutsch als Fremdsprache und in die Arbeit der Sprach- und Literaturwissenschaftler.
Aufsätze
Eine Anmaßung ist es, wenn hier und heute über die neuesten Entwicklungen in dem syntaktischen System der deutschen Sprache ein Germanist zu sprechen beabsichtigt, der nur aus der Ferne diese Entwicklungen beobachtet und dessen Muttersprache nicht die deutsche Sprache ist. Dessen bin ich mir bewußt. Und wenn ich dennoch das Wort ergreife, um die brennendsten und umstrittensten Fragen der gegenwärtigen deutschen Sprache zu behandeln, so geschieht es aus folgenden Gründen:
I.
Das auch in den vergangenen Jahren nicht selten diskutierte Verhältnis zwischen Sprachwissenschaft und Sprachunterricht ist gegenwärtig in der DDR von großer Aktualität. Die Prinzipien der 3. Hochschulreform sowie der Akademiereform – sinngemäß angewandt – verlangen neben anderem auch die Herstellung engerer Arbeitskontakte zwischen Sprachwissenschaft und Sprachpädagogik.
Es ist eine bekannte Tatsache, daß es in der Linguistik keine einheitliche Auffassung vom Begriff des Modells gibt, daß vielmehr der namentlich in der gegenwärtigen Linguistik so häufige Modellbegriff in den verschiedenen Bedeutungen gebraucht wird. So sind 30 verschiedene Verwendungsweisen in der Linguistik – z. T. sogar mehrere verschiedene bei den gleichen Autoren – festgestellt worden (etwa = System, Beschreibung, Grammatik, Theorie, Plan, Gesichtspunkt, Abstraktion, Analogon, Pattern u. a.).
Das Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (=WDG) erscheint in diesen Tagen mit seiner 29. Lieferung und steht damit im Buchstaben L vor dem Abschluß des 3. Bandes. Seine Abfassung wirft eine Fülle von sprachwissenschaftlichen Problemen auf, mit denen sich die Mitarbeiter dieses Werkes täglich auseinandersetzen müssen.
Mir ist die Aufgabe zugefallen, über Neues auf den Gebieten der Phonologie und Morphologie zu berichten. Das konnte nicht heißen, nach Veränderungen und rezenten Entwicklungen im phonematischen und morphematischen System der deutschen Sprache zu suchen, diese zu beschreiben und, wenn möglich, ihre Kausalität zu erklären. Die Teilsysteme der Phoneme und Morpheme haben den geringsten Bestand an Einzelelementen und sind am festesten in sich geschlossen.
In einer künftigen Wissenschaftsgeschichte wird man das Eindringen einer universalen Technisierung und Mathematisierung in alle Bereiche des wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens als eine der charakteristischen Merkmale der gesellschaftlichen Entwicklungen im 20. Jahrhundert zu bezeichnen haben. J. D. Bernal sagte einmal hierzu, daß er die elektronische Rechentechnik mit ihren vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten und Perspektiven zur Optimierung und Rationalisierung auf den Gebieten der Wirtschaft, Wissenschaft und Technik für die bedeutendste Erfindung in der Geschichte der Menschheit halte.
Die hier vorgelegte Konzeption für ein modernes Fremdsprachenlehrbuch ist die Verallgemeinerung einer Reihe von Untersuchungen. Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden in einigen Lehrbüchern realisiert, die sich in der Praxis bewährt haben.
Die Aneignung einer Fremdsprache vollzieht sich auf der Grundlage von Übungen. Deshalb wird das System von Übungen zu einem zentralen Problem des Fremdsprachenunterrichts.
In der Gegenwart erhält der Fremdsprachenunterricht aus verständlichen Gründen eine wachsende Bedeutung. Ebenfalls erklärlich ist – darauf muß nicht näher eingegangen werden – die Hinwendung zum fachsprachlichen Fremdsprachenunterricht. Je tiefer man aber in diese Thematik eindringt, um so größer wird auch die Zahl der damit zusammenhängenden praktischen Probleme. Sie beginnen schon mit den Fragen: Was ist eigentlich die Fachsprache? Was ist ein Fachtext? Wie unterscheidet er sich vom gemeinsprachlichen Text?
Während der ersten Deutschlehrertagung vor zwei Jahren hielt J. Gehringhausen einen sehr interessanten Vortrag über den audiovisuellen Unterricht in sprachwissenschaftlicher Sicht. Darin führte er die kritischen Betrachtungen der Sprachwissenschaftler Brooks und Lado zum Begriff „visuell“ an. Trotzdem möchte ich es hier wagen, als Fürsprecher für gerade die visuellen Lehrmittel aufzutreten.
Es ist im Verlaufe dieser Tagung schon sehr viel zum Thema Übungssystem gesagt worden, und es geht aus alldem hervor, daß sich die Tendenzen im heutigen neusprachlichen Unterricht in derselben Richtung bewegen, weil die Zielsetzungen im allgemeinen gleich sind. Die bestehenden Abweichungen ergeben sich aus den unterschiedlichen Wegen, die gegangen werden, um so sicher wie möglich und so schnell wie möglich zum Ziele zu gelangen.
Im neuen Lehrplan für die schwedische Grundschule wird man u. a. folgendes lesen können: „Der Sprachunterricht in der Grundschule geht davon aus, daß die Sprache in erster Linie ein Mittel für die mündliche Kommunikation ist. Fernsehen, Rundfunk und Film vermitteln dem Gegenwartsmenschen ständigen Kontakt mit verschiedenen Sprachen und Milieus.
In meinem Referat „Zu Fragen eines effektiven Übungssystems der Sprachlaborarbeit im fachsprachlichen Unterricht“ will ich nicht versuchen, überraschende und originelle Überlegungen anzustellen. Meine Darstellungen sollen in erster Linie ein Beitrag sein, der einen regen Gedankenaustausch zu diesen Fragen einleiten soll.
Unter dem Thema „Gegenwartsliteratur und Fremdsprachenunterricht“ könnten wir – streng genommen – zweierlei verstehen: den Fremdsprachenunterricht in der Gegenwartsliteratur als auch die Gegenwartsliteratur im Fremdsprachenunterricht.
Unter den Literaturwissenschaftlern der DDR wird der Begriff Menschenbild zur Zeit lebhaft diskutiert. Der Grund dafür ist darin zu suchen, daß von der Literatur Antworten auf Fragen erwartet werden, die das heutige Leben selbst aufwirft. Kann der Begriff der Persönlichkeit heute noch so verstanden werden wie zur Zeit Goethes und Herders?
Die Literatur der Deutschen Demokratischen Republik ist eine Literatur der revolutionären Veränderungen, die sich in diesem unserem Staat in den letzten zwanzig Jahren vollzogen haben und weiterhin vollziehen. Es ist eine Literatur, in der sich die Veränderung entscheidender gesellschaftlicher Beziehungen, insbesondere der Besitzverhältnisse an den Produktionsmitteln, widerspiegelt. Es ist eine Literatur, die demzufolge in erster Linie geprägt wird von dem sich ständig verändernden Bild des neuen Menschen, das sich unter diesen neuen gesellschaftlichen Bedingungen in einem äußerst widerspruchsvollen, rasanten Prozeß entwickelte, eine Literatur, die in ihrem Inhalt und ihrer Form bestimmt wird von dem Menschen, der diese revolutionären Veränderungen durch sein aktives Tun bewirkt.
Schlußansprachen
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