Inhalt der Ausgabe 02/1994
Inhalt
Aufsätze
Im Beitrag wird die sich durch Imposanz, Ideenreichtum und gegenüber anderen Grammatiken des Deutschen innovatorischen Charakter auszeichnende "Textgrammatik" H. Weinrichs vorgestellt und in ihrer Bedeutsamkeit gewürdigt. Insbesondere wird der Frage nachgegangen, wie es gelungen ist, eine Grammatik unter Aspekten und Ordnungsprinzipien des Textes zu schaffen, die sämtliche grammatischen Erscheinungen (so auch Morphologie und Syntax) adäquat beschreiben kann.
In verschiedenen Natur- und Geisteswissenschaften sind holistische Modelle entwickelt worden; auch in der Linguistik existieren derartige Ansätze. Dieser Beitrag versucht, Vorstellungen der modernen Physik bezüglich eines holographischen Weltbildes mit theoretischen Modellen der Sprachwissenschaft in Beziehung zu setzen. Schließlich wird für eine holistische Sprachbetrachtung plädiert.
Der Beitrag greift in die Diskussion zu Valenz und zu den semantischen Kasus ein. Der Vf. hält die semantische Orientierung der Grammatik in den letzten Jahrzehnten grundsätzlich für eine fruchtbare Entwicklung, weist aber auf einige kritische Punkte bei dieser Entwicklung hin, z. B. auf die common-sense-Ontologie, die unangemessene Erklärung der Metaphern, die Verkennung des relationalen Charakters der semantischen Kasus.
An der Metaphorik der deutschen Sprache der Gegenwart werden Schritte der Dekodierung und damit das Zusammenwirken sprachlicher und außersprachlicher Kenntnissysteme gezeigt. Kognitive und kommunikative Funktionen der Metaphern lassen die Aussage zu, daß auch in Zukunft der Wortschatz der deutschen Sprache durch metaphorische Übertragungen aus prototypischen Ausgangsfeldern in bestimmte Zielbereiche erweitert wird.
Im Beitrag wird davon ausgegangen, daß die einfache Schulung der Sprechfähigkeit als Ziel des Deutschunterrichts in Japan nicht ausreicht. Der Vf. stellt zunächst eigene Forschungsergebnisse zum syntaktosemantischen "generativen Mechanismus" deutscher Sätze vor und erläutert dann deren Anwendungsmöglichkeiten für den Deutschunterricht in Japan.
In dem Beitrag wird eine generelle Regel für die Flexion der im Titel genannten Attribute nach Indefinitpronomen und quantifizierenden Adjektiven formuliert, die das Einprägen der jeweiligen "starken" oder "schwachen" Flexionsart der Attribute durch Lerner des Deutschen erübrigt und nur die übliche(re)n Formen zu bilden erlaubt.
Der Beitrag befaßt sich mit der Einbindung theoretischer Ergebnisse der linguistischen Rhythmusforschung in den FU Deutsch. Es wird die These vertreten, daß der besondere Rhythmus des Deutschen durch die Darstellung spezieller Merkmale (insbes. Silbenstrukturen, Akzentverhältnisse, Reduktionen, Assimilationen), die diesen Rhythmus herstellen, vermittelt werden kann.
Der Vf. beschreibt eine Reihe von Versuchen der letzten Jahre, der Sprachtätigkeit "Schreiben" wieder einen gebührenden Platz in Fremdsprachendidaktik wie -unterricht einzuräumen. Es wird dafür plädiert, die in der kommunikativen Schreibdidaktik gewonnenen Erkenntnisse weiterzuentwickeln und auf die jeweiligen Lernergruppen und Lernbedürfnisse zugeschnittene L2-Schreibcurricula zu erarbeiten.
Rezensionen
Mit Bedacht haben die Herausgeber – in ihrer Mehrzahl Lektorinnen und Lektoren des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Lateinamerika – Lichtenbergs Aphorismus dem ersten Kapitel ihrer Anthologie literarischer Texte über Lateinamerika vorangestellt. Im 500. Jahr der europäischen Erstentdeckung der "Neuen Welt" durch Christoph Kolumbus ist Nachdenklichkeit angezeigt, betrachtet man die Folgen der Conquista.
Die Herausgeber des vorliegenden Sammelbandes verbindet die Erkenntnis, zu der sie nach längerem Auslandsaufenthalt als Deutschlektoren gelangt waren, daß "Deutschstudien im Ausland andere Funktionen, andere Aufgaben und einen anderen Grundriß" als die in der binnendeutschen Germanistik besitzen und "daß es gelte, diese Unterschiede zu entfalten" (S. 7), was sie in ihren eigenen Beiträgen (vier von Krusche und zwei von Wierlacher) zu tun versuchen.
Der 18. Band des Jahrbuches ist eine ergiebige Bestandsaufnahme des Faches Deutsch als Fremdsprache. Er ist gegliedert in einen allgerneinen Teil, einen thematischen Teil (Rhetorische Kornmunikation und Deutsch als Fremdsprache) und den Teil "Forum", der dem Thema "Der Pluralismus kulturdifferenter Lektüren" gewidmet ist, enthält aber darüber hinaus auch Berichte über wichtige Kongresse und über die Datenbank DaF.
Der vorliegende Band ist der erste innerhalb einer neuen (von M. Vuillaume und E. Faucher hrsg.) Reihe "Eurogermanistik", in der vor allem Arbeiten französischer und anderer ausländischer Linguisten veröffentlicht werden sollen – in der Überzeugung, daß die "Xenogermanisten" aus zwei Gründen einen eigenständigen Beitrag zur Erforschung der deutschen Sprache leisten können.
Die gegenüber der Erstauflage (1989) überarbeitete und beträchtlich erweiterte Fassung teilt mit dieser die Konzeption und Anlage: "Das ,Grammatische Kompendium' nimmt eine Zwischenstellung zwischen terminologischem Wörterbuch und ausführlicher Grammatik des Deutschen ein."
Seit dem Erscheinen der grundlegenden Arbeiten zur Kognitiven Semantik (Lakoff, Johnson, Geeraerts) wird die konstitutive Rolle der Metapher bei der sprachlichen Ontologisierung der Welt kaum mehr in Frage gestellt.
Die treffende Darstellung der "Didaktik der Fachsprachen", die Becker in der Zeitschrift "Fachsprache" gibt, muß hier nicht wiederholt werden; es sei vielmehr ausdrücklich auf sie verwiesen. Allerdings legt die Warnung Beckers davor, das Buch vordergründig als Beitrag zur Praxis der fachsprachlichen Deutschausbildung für Ausländer zu verstehen, eine ergänzende Besprechung an diesem Ort nahe.
Die von Barbara Sandig herausgegebene neue Reihe "Arbeiten zu Diskurs und Stil" hat mit dieser ebenso lesenswerten wie gut lesbaren Monographie einen fulminanten Start gefunden.
Den Ausgangspunkt dieser Untersuchung bildet die ebenso interessante wie innovative These, daß das System der Deixis ein Instrument darstelle, das eine Klassifizierung von Textsorten ermögliche. Dies ist auch aus dem Grunde von Bedeutung, weil davon auszugehen ist, daß die Deixis als Phänomen universell ist, ihre Art der Realisierung aber nicht.
Endlich ein Werk, das die beiden Bereiche Fachwissenschaft und Fachdidaktik miteinander verbindet. Häufig genug geschieht es, daß die eine Disziplin die andere ignoriert. Dabei zeigt sich immer wieder, daß die eine Disziplin auf die andere angewiesen ist, wenn es z. B. um die Falsifizierung von Hypothesen geht (man denke an die Annahmen von Lado 1957) oder um die Initiierung neuer Forschungsansätze.
Ein Opus magnum! Um einen Vergleich von Wolfgang Borchert zu gebrauchen – von anderen einsprachigen deutschen Gebrauchswörterbüchern "verschieden wie ein Zeppelin vom Karrengaul", aber ohne die Karrengäule nicht denkbar.
Vorliegender "Tagungsband", wie das Buch von seinem Herausgeber Jarmo Korhonen im Vorwort (S. IX) genannt wird, enthält 14 Referate einer Phraseologiekonferenz, die 1991 in Turku stattfand, und zwar im Rahmen des von Korhonen verantworteten Forschungsprojekts "Kontrastive Verbidiomatik Deutsch-Finnisch"; außerdem eine Bibliographie phraseologischer Publikationen der Projektmitarbeiter und phraseologischer studentischer Examensarbeiten sowie die Anschriften der Autoren.
Vorliegender Sammelband stellt das Kondensat eines Kolloquiums dar, das vom 11. bis 13. Juni 1990 in Hannover stattgefunden hat. Wissenschaftler aus (damals noch) 10 Staaten waren beteiligt. Der Einleitung folgen 14 Beiträge, die den Komplexen I Methodische und politische Rahmenbedingungen, II Fremdsprachenpolitik einzelner Länder, III Entwicklungen in der Didaktik und Methodik des Fremdsprachenunterrichts, IV Fachsprachen und Übersetzen im Fremdsprachenunterricht zugeordnet werden.
Das weit gefaßte Thema (Phraseolexikon als Gesamtbestand an Phraseologismen einer Sprache; S. 134) wird im Verlaufe der Arbeit zu Recht eingeschränkt auf Phraseme (im Sinne von Matesic/Eismann/Rittcasser) und Phraseolexeme (im Sinne von Fleischer) als polylexikalische Einheiten mit den Hauptmerkmalen Idiomatizität, Stabilität und Lexikalisierung. Hinzu kommen die Eigenschaft der Ergänzungsbedürftigkeit sowie der Umstand, daß diese Einheiten in der Regel "expressiv-emotionale· Wertungen als Teil ihrer Bedeutung" beinhalten.
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